Im Juli beginnt die Anime-Umsetzung von Shuichi Asos Saiki Kusuo no PSI Nan, einem Shonen-Manga, der zur aktuellen Line-up von Shueishas Shonen Jump gehört. Doch was verbirgt sich hinter dieser Serie? Wir warfen einen Blick in den japanischen Startband.
Gedankenlesen, durch Wände schauen oderaus freiemWillen Objekte manipulieren – all dies und noch viel mehrkann der PSI-Anwender Kusuo Saiki.Nun könnte man meinen, der Junge wäre mit einer tollen Gabe gesegnet und mittlerweile ein reiches sowie glückliches Kerlchen. Doch da liegt man falsch: Kusuo findet seine Kräfte lästig, weil sie seinen Alltag einfach zu sehr erleichtern und ihm die schönenKleinigkeiten des Lebensrauben.
Kusuo möchte möglichst „normal“ sein. Chaotisch verläuft sein Alltag allerdings soziemlich immer. Es beginnt bei seinen Eltern, die seit Langem dieAngewohnheit haben, sich ständig zu streiten und Beleidigungen an den Kopf zu werfen, auch wenn ihre Gedanken das genaue Gegenteil behaupten. Letztendlich mischt sichKusuo mit seinen PSI-Kräften ein. Praktisch, dass er dieliebevollen Gedanken seiner Eltern füreinander in ihre Köpfe übertragen kann …
Vom Familienlebengeht es fortan in den Highschoolalltag. Und auch hier versucht Kusuo, möglichst nicht aufzufallen. Nichtsdestotrotz setztder Junge seine PSI-Kräfte ein, umgewisse Alltagsprobleme zu lösen …
Shuichi Aso widmet sich in Saiki Kusuo no PSI Nan einem männlichen Protagonisten, der von Geburt auf an unnatürlich ist. In welche Richtung die Handlunggeht, macht der Mangaka von Beginn an klar: nämlich Comedy. Die Geschichtewird stets aus der Perspektive des Protagonistenerzählt.Kusuoist übrigens nicht gerade der gesprächigste Typ. Er kommuniziert mit dem Leser hauptsächlich überGedankengänge. Das,was er denkt, ist dann recht umfangreich, mit scharferZunge und manchmal psychologisch.
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Shuichi Aso neigt bei den Slapstick-Situationen zu Übertreibungen. Um mal ein paar Beispiele zu nennen. Da fetzen sich Kusuos Eltern über mehrere Panels im Hintergrund, während der Junge gemütlich seinen Kaffee trinkt und auf die Zubereitung eingeht. Noch gewagter ist eine Szene, in der eine Giftschlange unerwartet in Rikis Schritt beißt, Schaum aus seinem Mund quillt und der Leser sich fragt: Was ist denn jetzt mit dem vergifteten Dummkopf passiert? Man darf das Geschehen eben nicht immer ernst nehmen.
Der Mangaka versteht sich ebenso gut darin, gewisse Witze hinauszuzögern oder zu verschachteln. Beispiel: Während Kusuo darüber philosophiert, warum er die Gedanken seinesMitschülers Riki Nendo nicht lesen kann, zählt der Junge zahlreiche Beispiele auf, bei denen es sehr gut funktioniert– so auchTiergedanken. Da floppt dann eben ein Panel mit einem Gorilla samt„Uohuohuoh“-Sprechblase auf. Schlussendlich erfolgt Kusuos Erkenntnis: Er könne RikisGedanken nicht lesen, da der Schülerschlicht weg hohl in der Birne ist.Die Bildersprache in Kombination mit den Dialogen macht in dem Manga einiges an Humor aus.
Der Leser wird natürlich nicht durchweg von einem Gag in den nächsten geworfen. Prinzipiell befasst sich die Story mit Kusuos Alltag. Selbstverständlich möchte er irgendwie „normal“ wirkenaber so ganz klappt das natürlich nicht. Der Junge setzt seine Fähigkeiten ein, um beispielsweise Personen zu helfen oder um lästige Verehrerinnen loszuwerden. Jedes Alltagsabenteuer wird kapitelweise abgearbeitet. So ganz ohne Sinn und Verstand verlaufen die Ereignisse übrigens nicht: Shuichi Aso übt Kritik gegenüber des menschlichen Sozialverhaltens beziehungsweise der Erziehung aus (wenn auch manchmal auf eine rechtübertriebene Art) und schenkt dem Leser psychologische Einblicke in gewisse Alltagssituationen. Beispiel: Im Streit wirft man sich oftmals Beleidigungen an den Kopf, die man jedoch im Endeffekt nicht so gemeint hat.
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Was die Charaktere angeht: Diese bleiben im Startband sehr überschaubar. Kusuo ist natürlich die übernatürliche Hauptfigur. Als derabsolute Shonen-Stereotyp entpuppt sich der Jungenicht. Er ist bereits ein Übermensch, geht mit seinen Fähigkeiten sehr bedacht um. So richtige Feinde hat der Protagonist keine. Was er jedoch im Griff bekommen muss, ist sein soziales Leben. Von Freunden hält Kusuo zunächstnicht sonderlich viel. Mit dem gedankenlosen Riki und dem „Chuunibyou“ Shun erhält erallerdings unfreiwillig seine ersten Kameraden, denen ein bisschen Bedeutung im Geschehen geschenkt wird. Insgesamt betrachtet schreitetdie Charakterentwicklung jedoch sehr langsam voran.
Shuichi Asos Zeichnungen sind simpel und shonentypisch. Im Fokus von Saiki Kusuo no PSI Nan stehen die Charakterdesigns, die sich voneinander abheben. Man bekommt nicht durchweg Bishonen vor die Linse. Riki sieht beispielsweise sehr kurios aus – besonders die Gestaltung des Kopfes. Kusuo ist mit seinen seltsamen Dingern auf dem Schädel auch nicht gerade normal. Vielleicht auch noch etwas zu den Dialogen und Panels: Der Protagonistkann natürlich in die Köpfe seiner Mitmenschen schauen.Demzufolge erwartendem Leser in einem Panel oftmals drei verschiedene Textfelder (Kusuo Gedankenbox, Sprech- sowie Gedankenblasen). Das sorgt jedoch nicht für Verwirrung, da diese eine andere Form besitzen.
Saiki Kusuo no PSI Nan debütierte 2012 und läuft aktuell in Shueishas Shonen Jump. Das Werk umfasst bisher 17 Bände, was zumindest mich ein wenig abschreckt. Behält der Manga durchweg diesen spritzigen Humor oder sind die Gags in Kombination mit der PSI-Thematik bald abgelutscht? Die Antwort auf diese Frage solltet selbstverständlich ihr herauszufinden. Für den Anfang machtSaiki Kusuo no PSI Nan allerdings einen sehr unterhaltsamen Eindruck. Daher kann ich für all jene, die Comedy-Reihen mögen, eine Empfehlung aussprechen.